Die Digitalisierung gehört auch in der Welt des Werbens und Verkaufens zu den Herausforderungen mit Zukunft. Welche Chancen eine vernetzte Produktionskette bietet, können die Besucher von PSI, viscom und PromoTex vom 7. bis zum 9. Januar 2020 in der Messe Düsseldorf erfahren. Auf der Sonderfläche „Mach Dein Shirt“ in Halle 13 lädt der Partner Smake anhand eines QR-Codes zu einer Reise von der Bestellung bis zur Auslieferung ein. Das Unternehmen bestickt und bedruckt Bekleidung nicht nur personalisiert und einteilig on demand, es hat gleichzeitig Software-Lösungen entwickelt, um das Veredelungsverfahren skalierbar zu machen und kosteneffizient zu gestalten. Welche Idee dahinter steckt und welche Vorteile sich daraus ergeben, zeigt ein Blick hinter die Firmentüren in Castrop-Rauxel.
Neue Wege wagen
Das Rattern der Stickmaschinen gibt in der Produktionshalle von Smake in Castrop-Rauxel den Ton an. Die in Zweierreihen aufgestellten Maschinen arbeiten weitgehend selbstständig. Nur hin und wieder wirft jemand einen prüfenden Blick auf die unterschiedlichen Textilien. Eine Ebene darüber mischt sich das Rascheln von Plastiktüten in den gleichmäßigen Takt. Mit geübten Handgriffen und einer kleinen Pistole schießt ein Mitarbeiter Etiketten mit einem Barcode an rote, blaue und weiße Shirts, schwarze Fleecejacken und blaue Hosen, um sie anschließend auf verschiedene Kisten zu verteilen.
„Wir arbeiten hier chaotisch. Über den Barcode findet die Ware am Ende wieder zusammen“, sagt Geschäftsführer Mark Busche. Er hat das Unternehmen gemeinsam mit Thomas Drees gegründet. „Ursprünglich haben wir Surfausrüstung importiert und später selbst hergestellt. So sind wir zum Textil und zur Veredelung gekommen“, berichten die beiden dynamisch wirkenden Geschäftspartner. Gemeinsam surfen sie inzwischen erfolgreich auf der Digitalisierungswelle. „Als wir festgestellt haben, dass der Markt sich verändert, wollten wir etwas Neues machen“, erinnert sich Thomas Drees an die ersten Entwicklungsschritte einer eigenen Software. In der hauseigenen IT-Abteilung tüfteln seither elf Experten daran, nicht nur die interne Produktion zu optimieren, sondern das System auch für andere Unternehmen aus der Branche nutzbar zu machen.
Vom Kunden in die Produktion
Was das bedeutet, macht Thomas Drees mit einer kleinen Fingerübung auf der Tastatur sichtbar. Auf dem großen Bildschirm erscheint die Oberfläche eines Online-Shops. „Der Kunde sucht darin sein Textil aus und konfiguriert ein Motiv“, erläutert der Smake-Geschäftsführer und entscheidet sich selbst mit ein paar Klicks für ein weißes Polo-Hemd, das er in roten Buchstaben mit seinem eigenen Namen schmückt. „Möglich wären auch verschiedene Druckmotive“, sagt er und scrollt durch eine Fülle von Vorschlägen mit frechen Sprüchen, Miami-Beach-Sonnenuntergängen und Junggesellen-Abschieds-Bieren. „Der Kunde erstellt mit Auswahl und Positionierung einen Auftrag, der direkt in die Produktion einläuft und über den Barcode für uns jederzeit nachvollziehbar bleibt.“
Es piept kurz, als Mitarbeiter Oliver im Wareneingang den Barcode von einem schwarzen Shirt scannt. Der Tablet-Bildschirm zeigt ihm an, dass es einen beidseitigen Druck bekommen soll. Oliver wirft es in eine im Tisch eingelassene Röhre. Weich landet das Textil eine Etage tiefer auf einem Berg anderer Kleidungsstücke in einer Kiste. Dort greift Robert danach, scannt den Code, legt das kleine Schwarze in die Druckmaschine und drückt auf den Knopf. Der Transportrost setzt sich in Bewegung und das Shirt verschwindet im Inneren. „Der Datensatz, der zur Maschine geht, ist genau auf das Textil abgestimmt. Jede Druckmaschine hat ihre eigene Charakteristik, die wir durch Kalibrierung ausgleichen und so eine gleichbleibend hohe Farbqualität und Kundenzufriedenheit gewährleisten können“, berichtet Thomas Drees.
Globales Netzwerk
Die Speicherung der Daten in der Cloud und die durchgängige End-to-End-Konfiguration des Systems ermöglicht eine weltweite Vernetzung von Unternehmen im Bereich Textilveredelung. „Unsere Software ist frei und kann Maschinen unterschiedlicher Hersteller steuern“, sagt Thomas Drees, der das Produkt aus Bits und Bytes bereits in 21 Länder verkauft. Seine Vision ist die einer dezentralen Fertigung miteinander verbundener Firmen. „Ein Kunde aus New York bestellt beispielsweise ein Sweatshirt für einen Freund in Australien. Der Auftrag geht dann direkt an ein Unternehmen vor Ort, damit das Produkt noch am selben Tag geliefert werden kann. Nur so können kleinere Betriebe auf Dauer gegen die Internetriesen bestehen“, betont Thomas Drees und fährt sich mit der Hand durch die langen, dunkelblonden Locken.
Während Mitarbeiter Robert das frisch bedruckte Shirt in den Trockner legt, der an einen riesigen Föhn erinnert, greift Mark Busche aus einem Stapel einen roten Hoodie heraus. „Der rote Punkt am Barcode zeigt, dass das Produkt schon zu lange bei uns liegt und priorisiert behandelt wird“, erläutert die Geschäftsführer. „Abends liegt hier in der Regel kein einziges Textil mehr, denn wir drucken in einer Schicht 1400 Shirts on demand und noch einmal so viel sind es im Stickbereich.“
Kontrollierte Qualität
Dort, im hinteren Teil der Halle, rattern die 35 Maschinen weiter unermüdlich mit 700 Stichen pro Minute. „Das geht auch schneller, aber wir wollen möglichst keine Reklamationen. Aus dem gleichen Grund benutzen wir auch hochwertiges Stickvlies und gutes Garn“, sagt Mark Busche mit Blick auf die auf- und absausenden Nadeln. An einem Tisch scannt Mitarbeiterin Christina den Code einer grauen Jacke. Auf dem Bildschirm erscheinen Motiv und Position und mit geschickten Handgriffen spannt sie das Textil in den Stickrahmen ein. Die Kollegin am Nebentisch versäubert unterdessen eine fertig bestickte Hose und ordnet sie anschließend der Kiste für den Versand zu.
An den Packplätzen geht es gerade vergleichsweise ruhig zu. Scannen, falten, eintüten, Adresse aufkleben und die Ware in Kisten ablegen – für die Mitarbeiter ist das sichtlich Routine. „Die Qualitätskontrolle spielt sich ebenfalls hier ab“, sagt Mark Busche. Wenn bei dem schwarzen Shirt beispielsweise der Druck auf dem Rücken fehlt, meldet die Software den Mitarbeitern, dass sie es nicht versenden können.“ Sobald es dagegen beidseitig veredelt und eingetütet ist, gibt das System den Mitarbeitern genau an, in welche Versandkiste das Shirt gehört – und dann ab die Post.
Bild & Text: viscom-messe.com