Zur diesjährigen MEDCARE (27. bis 28. September 2017) wird der Mitteldeutsche Intensivpflegetag auf zwei ausgeweitet. Über ein Call for Papers wurden Themen von Pflegenden für Pflegende gesammelt und durch eine Arbeitsgemeinschaft unter Federführung von Henry Rafler, Pflegedirektor der Berufsgenossenschaftlichen Kliniken Bergmannstrost Halle, ausgewählt. Die Inhalte reichen von Delir-Management und Ernährung bis zu Krisenintervention am Krankenbett, dem palliativen Intensivpatienten sowie Weaning.
„Ob in der Klinik oder außerklinisch hat die Intensivpflege einen sehr wichtigen Stellenwert, ist aber nur ein Glied in einer Kette von Pflege und Behandlung. Deswegen macht es Sinn über den Tellerrand zu schauen und ein großes sowie vielschichtiges Programm – wie es die MEDCARE anbietet – zu nutzen“, erklärt Henry Rafler, Pflegedirektor der Berufsgenossenschaftlichen Kliniken Bergmannstrost Halle. „Damit unterstützen die Mitteldeutschen Intensivpflegetage den Kern des Kongresses, indem alle beteiligten Berufsgruppen einbezogen werden und der interdisziplinäre Ansatz in den Fokus rückt.“
Nach dem Zuspruch für den Intensivpflegetag zur MEDCARE 2015 entschied sich die Arbeitsgemeinschaft um Henry Rafler in diesem Jahr beide Kongresstage für die Themen rund um Intensivpflege zu nutzen. „Die Erfahrungen haben uns gezeigt, dass viele interessante Themen, insbesondere in der Vernetzung der klinischen und außerklinischen Intensivpflege nicht bearbeitet werden konnten. Deshalb haben wir uns entschieden dieses Jahr zwei Tage anzubieten und diese gleichzeitig für die anderen Themenkomplexe der MEDCARE zu öffnen“, unterstreicht Rafler.
Themen von Pflegenden für Pflegende
Auf den Intensivstationen in ganz Deutschland gäbe es Pflegende, die sich aus wissenschaftlicher Sicht mit Ergebnissen der Intensivpflege beschäftigen und diese auch anderen Fachkräften vorstellen wollen, weiß der Pflegedirektor. Hinzu kämen Best-Practice-Beispiele für eine gute Pflegequalität. Um zu den Mitteldeutschen Intensivpflegetagen viele Ideen und Erfahrungen aus der Klinik und dem außerklinischen Bereich von Pflegenden für Pflegende zu erfassen, wurde in diesem Jahr erstmals ein Call for Papers für die Zusammenstellung der Inhalte ausgeschrieben.
Von Akademisierung bis Trainee
Am ersten der beiden Intensivpflegetage liegt ein Fokus auf der Aus- und Weiterbildung. Bestandteil dessen sind Seminare zur Akademisierung der Pflege beziehungsweise Intensivpflege sowie zum Thema Advance Nursing Practice. Darüber hinaus wird durch Heiko Rabe, Pflegerische Leitung der Intensivstation am Universitätsklinikum Halle, das Traineeprogramm FIT für die Intensivpflege vorgestellt. Dieses ist so konzipiert, dass es speziell der Einarbeitung neuer Mitarbeiter im Intensivpflegebereich dient. Ziel der Fortbildung sei es, fachspezifische Handlungskompetenzen von Berufsanfängern zu fördern und sie im täglichen Arbeitsprozess zu unterstützen, um den wachsenden Anforderungen einer professionellen Pflege gerecht zu werden.
Krisenintervention am Krankenbett
Anhand eines Fallbeispiels wird zur MEDCARE beleuchtet, wie mit Krisensituationen in der Intensivpflege umgegangen werden kann. Was bildet bei der Krisenintervention im Krankenhaus die Basis? Wie können die Angehörigen aufgefangen werden? Welche Ansprüche werden an das Pflegepersonal gestellt? Wie kann Mut gemacht werden, ohne falsche Hoffnungen zu wecken? Diese und weitere Fragen gilt es im Seminar zu klären.
Dass die Angehörigenbetreuung eine Art Brücke zu Außenwelt darstellt, ist Thema eines weiteren Vortrags im Rahmen der Mitteldeutschen Intensivpflegetage. Am Beispiel einer BG Klinik erfolgt die Darlegung von Angehörigenintegration oder wie das Personal – beeinflusst von Personal- und Zeitmangel, Problemen sowie in Sterbeprozessen – die Angehörigenbetreuung leisten kann.
Delir, Ernährung & Beatmung
Themen wie Delirprävention, -management und -scores gehören ebenso zum Kongressprogramm der MEDCARE 2017 wie modernes Ernährungsmanagement in der außerklinischen Intensivpflege sowie die Ernährung von Intensivpatienten. Letzteres nimmt Bezug zum Eiweißbedarf bei Dialyse und stellt die enterale der parenteralen Ernährung gegenüber.
Dass Weaning mehr als nur Entwöhnung ist beweist das gleichnamige Seminar. Hier wird ein Weaning-Konzept vorgestellt und dessen Entstehung, Durchführung sowie Erfahrungen damit erläutert. Ein weiteres Thema nimmt Bezug zur Bauchlagerung bei ARDS-Patienten auf die Ventilationsverteilung in der Lunge.
Mehr Praxisnähe
Neben den Seminaren werden in diesem Jahr erstmals Workshops zur Intensivpflege angeboten. Sie sollen den Teilnehmern die Möglichkeit geben, Themen zu vertiefen und darüber in den Austausch zu treten. Hierzu gehört unter anderem „Atmung und Beatmung sehen und verstehen“. Ziel des Workshops ist es, den Teilnehmern ein Grundverständnis für die Funktion des Atemapparates sowie die Einflussfaktoren der Ventilationsverteilung der Lunge zu vermitteln. Darüber hinaus werden pathologische Szenarien besprochen, die negativen Einfluss auf die Lungenfunktion nehmen und mit welchen pflegerischen beziehungsweise atemtherapeutischen Maßnahmen diesen entgegengewirkt werden kann.
Weitere Workshops erörtern die Beatmungspflege sowie die Ausfallkonzeption für Intensivbereiche und geben Hygieneempfehlungen für die außerklinische Intensivpflege.
Über die MEDCARE
Die MEDCARE ist der neue nationale Branchentreff für die klinische und außerklinische Patientenversorgung. Im Fokus des Kongresses und der Fachausstellung steht die Behandlungspflege mit Therapieverfahren wie moderne Wundversorgung, medizinische Ernährung, Stoma- und Inkontinenzversorgung sowie Palliativmedizin. Spezielle Workshops und Vorträge widmen sich der Intensivpflege und der Patientensicherheit. Ein besonderer Schwerpunkt des Veranstaltungskonzepts liegt auf der Organisation der Patientenüberleitung zwischen klinischem und außerklinischem Bereich. 2015 nutzten mehr als 1000 Kongressteilnehmer die MEDCARE als sektorenübergreifende Fortbildung und zum Informationsaustausch mit den insgesamt 70 Ausstellern. Die MEDCARE 2017 findet vom 27. bis 28. September in Leipzig statt.