Gesundheit, Urbanisierung, Ökologie, Digitalisierung und Individualität – diese Megatrends verändern nicht nur die Gesellschaft. Sie prägen auch die Schwimmbad- und Wellnessbranche. Prunk und Protz gehören der Vergangenheit an, Purismus heißt das Wort der Zeit. Man nutzt die Vorteile der Digitalisierung, um anspruchsvolle Technik und ansprechende Ästhetik auf einen Nenner zu bringen. Und weil das Umweltbewusstsein gestiegen ist, sind ressourcenschonende Lösungen gefragt. Wie das genau aussieht, zeigen die Aussteller der aquanale, der internationalen Fachmesse für Sauna, Pool und Ambiente, vom 7. bis 10. November 2017 in Köln – zeitgleich zur FSB, der der Internationalen Fachmesse für Freiraum, Sport- und Bäderanlagen.
Vom Platzproblem zur patenten Lösung
Die Menschen zieht es in die Städte. Metropolen wachsen. Das hat zur Folge, dass Wohnraum in den Ballungszentren kleiner wird. Der Wirtschaftszweig „Schwimmen & Schwitzen“ reagiert darauf mit kompakten Lösungen. So trifft beispielsweise Riviera Pool mit ihrem Mini-Pool „C-Side“ den Zeitgeist. Auf begrenzter Fläche lässt sich eine Wasseroase auf der Terrasse oder in den eigenen Garten integrieren. C-Side spiegelt zudem eine weitere Entwicklung in der Branche wieder: Individualität. Der Mini-Pool kann je nach Vorlieben seines Besitzers als Loungebereich, Fitnessstudio oder schlicht als stylischer Hingucker inszeniert werden. Kunden von heute wollen individuelle und flexible Angebote.
Einfach – ab Einbau
Komfortabel und bequem soll es insgesamt sein. Kunden bevorzugen „alles aus einer Hand“. „Wer in einen Pool investiert, der soll ihn so schnell wie möglich nutzen können“, sagt Dietmar Rogg, Geschäftsführer von Schmalenberger und Präsident des Bundesverbandes Schwimmbad & Wellness e.V. (bsw). Deshalb sei zu beobachten, dass immer mehr Hersteller auf Vorfertigung setzten. Rogg: „Wenn ein Fertigbecken bereits ab Werk mit Einbauteilen bestückt und die Verrohrung schon vorhanden ist, kann die Baustellenzeit gering gehalten werden.“ Komfortable Lösungen zeigt auch das Unternehmen Rollo Solar. Mit seiner Programmier- und Steuereinheit PS1 können die Endlagen der Schwimmbadabdeckung direkt am Schalter und damit am Pool eingestellt werden. Damit entfällt das umständliche Einstellen im Technikraum. Einfach ist das Motto. Das gilt auch für das Design. Schwimmbad- und Wellnessanlagen sind puristisch gestaltet und überzeugen durch Weite. Gradlinige Formen in schlichter Eleganz dominieren. Doch nicht jede Anlage gleicht der anderen. Neben den Standardmaßen sieht man immer mehr individuelle Beckenformen und -größen. Schließlich soll der Pool eine persönliche Note haben und zum Haus passen.
Grünes Gesamtkonzept – zum Wohnen oder zum Wassersport
Denn Wohnraum, Garten und Schwimmbecken werden nicht mehr als separate Einheiten gesehen, sondern sie verschmelzen zu einem ganzheitlichen Ansatz, den man auf den Nenner „Leben am Wasser“ bringen kann. Dabei rückt manchmal selbst das Schwimmen in den Hintergrund. Uwe Rengers, Marketingchef von Riviera Pool sagt: „Der Megatrend Individualität hört nicht beim Pooltyp auf. Vielmehr zeigt sich, dass auch die Art der Poolnutzung variiert. Während die einen den Wassersport in den Vordergrund stellen, wollen die anderen Spaß für die Kinder, wieder andere einfach „Wasser zum Draufgucken“ oder ein erfrischendes Gestaltungselement im Garten.“ Abgesehen von der Nutzung: „Pool pur“ trifft man nur noch selten. Man investiert in den passenden Rahmen. Outdoor Living boomt. Seien es edle Grillstationen, elegante Gartenmöbel, designorientierte Gartenduschen, raffinierte Feuerelemente, Sonnensegel, Markisenschirme, maßgefertigte Poolhäuser, schwimmende Outdoorleuchten oder stylische Pflanzenkübel.
Vom Bargeld zum Betongold
Unter der Überschrift „Homing“ hat sich das Zuhause weiterentwickelt – zu einem Ort, an dem man soziale Kontakte pflegt und in den man großzügig investiert. Die Welt titelte dazu am 27. Oktober 2016 „Der deutsche Sparer ordnet sein Vermögen neu“ und gab das Ergebnis des Vermögensbaromters des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes wieder: Das Eigenheim sei im Zuge der anhaltenden Niedrigzinsphase für eine Mehrheit von 59 Prozent der Bundesbürger zur beliebtesten Form der Altersvorsorge geworden. 2007 habe dies nur für 27 Prozent gegolten. Insgesamt verfügen die Deutschen über ein Gesamtvermögen von rund 5,7 Billionen Euro – eine Summe, die die steigende Nachfrage nach High End-Produkten erklärt.
Wertig, virtuell und wendig
Edelstahl, Naturstein, Glas – hochwertige Werkstoffe sind auf dem Vormarsch. Selbst bei Einbauteilen geht es in die Richtung „Plastik passé“. Markus Weber, Geschäftsführer von Behncke, sagt: „Lag der Fokus bei Skimmer & Co. lange eher auf der Funktionalität, soll auch heute das Zubehör den ästhetischen Gesamteindruck der Schwimmbad- und Wellnessanlage unterstreichen. Deshalb bietet man auch Einbauteile wie Bodenabläufen und Wanddurchführungen in Edelstahl und zeitgemäßem kubistischem Design an.“ Neben dem Aussehen kommt es auf die Ausstattung an. Vor allem die Möglichkeiten der Digitalisierung wollen Kunden nutzen. Per Touchscreen die Anlage kinderleicht zu bedienen, sich Wasserwerte anzeigen zu lassen und Einstellungen anzupassen – das gehört einfach dazu. Noch komfortabler geht es, wenn man „bedienen lässt“. „Je nach Kundenwunsch kann der Schwimmbadbaufachunternehmer aus der Ferne Wasserwerte abrufen oder Störungen überprüfen“, ergänzt Rainer Rieger, Geschäftsführer von WDT Werner Dosiertechnik.
Mit intelligenten Steuerungen lassen sich einzelne Komponenten der Schwimmbadtechnik – wie Pumpe, Wasserattraktionen und Abdeckung – optimal aufeinander abstimmen und bedienen. Aber auch das Zubehör selbst wird „smart“. grando macht´s vor – mit einer App, die die Sicht auf den Pool im Garten und die Steuerung der Abdeckung ermöglicht. Eine kleine Kamera, die oberhalb des Beckens installiert wird, überträgt den Status der Abdeckung direkt aufs Smartphone. Abdeckung anhalten, öffnen, schließen – was immer man tun möchte, ist mit einem Tipp erledigt. Noch bequemer geht es, wenn man den Windsensor aktiviert. Braut sich starker Sturm zusammen, fährt der Rollladen automatisch auf – und Hagelkörner, Äste oder andere vom Wind mitgerissene Gegenstände haben keine Chance, die Abdeckung zu beschädigen.
Die Vorteile der Digitalisierung zu nutzen, heißt nicht, dass sich die Schwimmbadbranche in die „Internet-Welt“ zurückzieht. Im Gegenteil ist zu beobachten, dass persönliche Beratung und Service vor Ort einen hohen Stellenwert haben. Neben Schwimmbadbaufachunternehmen, die eigene Ausstellungen mit funktionsfähigen Pool- und Wellnessanlagen zeigen, eröffnen auch Hersteller Showrooms. Da die Schwimmbad- und Wellnessbranche mittelständisch geprägt ist, kann sie flexibel auf sich ändernde Kundenwünsche reagieren – aber auch auf neue Rahmenbedingungen und Regelwerke. Ein Beispiel dafür bietet WDT Werner Dosiertechnik mit „Oxy-Dos“, einem Gerät, das die Poolwasserpflege auch chlorfrei ermöglicht, nachdem durch eine kurzfristige Rechtsänderung im vergangenen Jahr die bewährte Chlor-Alternative „Wasserstoffperoxid mit einer Konzentration von über 12 Prozent“ nicht mehr verwendet werden darf.
Technische Perfektion in transparentem Purismus
Früher „zeigte man, was man hatte“. Pompös sollte es sein. Heute geht es in Richtung Understatement. Wenn sich das Design puristisch präsentiert, heißt das noch nicht, dass man verzichtet. Im Gegenteil. Technisch anspruchsvoll darf es sein. Aber Technik sehen – das will man nicht. Also sind „versteckte Lösungen“ im Kommen – wie die Rinnenkonstruktion aus V4A-Edelstahl von G. Eichenwald. Sie sieht aus wie eine edle Beckenumrandung, nicht wie ein „notweniges Übel“ zur Oberflächenreinigung des Wassers. Auch Hugo Lahme ist es mit seinem schwenkbaren LED-Schweinwerfer „Waterfarm“ gelungen, Funktion und Ästhetik zusammenzubringen. Im ausgeschalteten Zustand ist er, weil seine Rückseite so wie das Becken selbst gefliest ist, nicht als Scheinwerfer wahrzunehmen. Er ist Teil einer einheitlichen Beckenwand. Schaltet man ihn an, schwenkt er sich um 180 Grad in den Pool und leuchtet ihn aus. Dass Hugo Lahme auf die energieeffiziente LED-Technik setzt, ist gleichzeitig Ausdruck für die „grüne Welle“ in der Branche.
Naturschutz, Naturnah, Naturfeeling
Schwimmen, schwitzen und schön sein – das soll möglichst umweltgerecht gehen. Der Megatrend Ökologie ist auch in der Wellnessbranche angekommen. Wer seiner Gesundheit etwas Gutes tut, will auch die Natur gesund erhalten. Deshalb sind Technologien und Produkte gefragt, die Energie sparen. Mit einer Schwimmbadabdeckung braucht man bis zu 80 Prozent Energie weniger. „Wer seinen privaten Pool regelmäßig abdeckt, kann in der Schwimmbadsaison Mai bis September rund 12 Tonnen CO2 sparen“, präzisiert Bert Granderath, bsw-Vizepräsident und Geschäftsführer von grando. Noch „grüner“ wird es, wenn man Abdeckungen mit Solarprofilen einsetzt, die die Wärme der Sonne ins Becken leiten. Solarenergie ist insgesamt ein Thema, das beispielsweise auch bei Zubehör wie Gartenduschen zu finden ist. „Nur“ Energiesparen wäre aber auch zu wenig. Selbst die Energiesparer sollen schick und komfortabel sein. Deshalb gleiten Schwimmbadabdeckungen als fernsteuerbare Rollläden in wählbarer Farbe übers Wasser und „verstecken“ sich bei Poolnutzung unterm Beckenboden. Pumpen sind nicht „nur“ energieeffizient. Sie bieten auch „Wellness für die Ohren“, weil sie leise laufen – so wie die Badu Eco Soft von Speck Pumpen. Der Wunsch, der Natur möglichst nah zu sein, ist in der gesamten Produktpalette der Branche wiederzufinden – selbst bei der Beckenauskleidung. So gibt es die Schwimmbadfolie Touch von Renolit Alkorplan im Sandstrand-Look oder in Natursteinoptik. Die Natur sichtbar zu machen, ist der Branche gelungen. Sie schafft es zudem, sie spürbar zu machen – etwa mit der Gegenstromschwimmanlage HydroStar von Binder, die den Wildfluss und die Kraft der Natur in den Pool holt. Ähnlich wie eine Flussströmung kann sie den Körper des Schwimmers tragen – ohne zu spritzen.
Sowohl als auch
„Natürlich“ soll es auch bei den „wasserlosen“ Angeboten sein. Kunden fragen nach der Herkunft des Holzes und wollen energieeffiziente Konzepte bei der Saunasteuerung – ohne auf Qualität, Komfort und Pfiff zu verzichten. Die Sauna hat´s vom „unscheinbaren Kellerkind“ zum Designobjekt in den zentralen Wohnbereich geschafft. Und dabei hat sie sich von der reinen „Schwitzkabine“ hin zu einem „multifunktionalen Wohlfühltempel“ gemausert. Finnische Sauna, Dampfbad, Tepidarium – das kann man heute „sowohl als auch“ haben. Und auch die Anwendungen gehen über „reine Hitze“ hinaus. Ganz bequem kann man vom Schwitzen auf „Schwitzen mit Salz“, auf Seifen-Produktion für Hammam-Massagen umschalten oder einfach die Wellnessdusche plätschern lassen. Rundum Entspannung bieten Konzepte, die Licht-, Duft- und Klangerlebnisse integrieren. Raffinierte Produkte mit vielfältigen Möglichkeiten erfordern Fachwissen und kreatives Können einerseits. Andererseits sind Servicekompetenz und Beratungsleistungen gefragt. Das Kongressprogramm zur aquanale, das Internationale Schwimmbad- und Wellnessforum, bildet daher sowohl Fachthemen wie die neuen europäischen Normen für privat genutzte Schwimmbäder – EN 16582 und EN 16713 – ab. Darüber hinaus gibt es unter anderem Vorträge zur Stärkung der Kommunikationskompetenz. „Wenn Produkte austauschbar sind, entscheidet die gute Chemie zwischen den Geschäftspartnern“, sagt Forumsredner und Businesscoach Martin Wiedemeyer, Geschäftsführer von CBR Development, der in seinem Themenblock den Fokus neben der verbalen vor allem auf die nonverbale Kommunikation legt.
Verbinden – das wird bei der aquanale großgeschrieben. Nicht nur, was unterschiedliche Themen und Produktgruppen angeht. Auch die Schwimmbadbereiche „öffentlich“ und „privat“ finden in Halle 6 und 7 zusammen statt, zeigen innovative Produkt, Dienstleistungen und stärken so die Strahlkraft der Branchen – auch über aquanale und FSB hinaus! Das Messeduo aquanale und FSB führt Geschäftspartner aus dem In- und Ausland zusammen. In Köln erwartet werden im November 2017 rund 30.000 nationale und internationale Fachbesuche, um mit den rund 950 Ausstellern aus über 40 Ländern auf einer Ausstellungsfläche von rund 80.000 Quadratmetern in Kontakt zu kommen.
Dieter C. Rangol, Geschäftsführer des bsw, ergänzt: „Weil die Internationalität der aquanale gewachsen ist, wollen auch wir dieses Mal ein weiteres globales Highlight setzen. Die aquanale wird Gastgeber eines Treffens von Schwimmbadverbänden aus aller Welt sein, die auf der Messe den Grundstein für eine internationale Zusammenarbeit legen möchten.“