Führen Modinomics zu einer industriellen Renaissance in Indien? Dieser Frage geht der India Day des VDW (Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken) am 20. September auf der EMO Hannover 2017 nach. Anleger und Rating-Agenturen an der indischen Börse jedenfalls erwarten mittelfristig gute Geschäftschancen. Warum erläutert Jeremy Leonard, Director of Global Industry Services beim britischen Wirtschaftsforschungsinstitut Oxford Economics: „Die vor kurzem in Indien eingeführte Reform des Umsatz-Steuersystems (Goods and Services Tax) sollte nach den hinter uns liegenden Turbulenzen der Geldentwertung zu höheren Einkommen, Infrastrukturausgaben und mehr Investitionen führen.“
Das bestätigt auch V. Anbu, Director General & CEO der Indian Machine Tool Manufacturers Association. „Wichtige Initiativen wie Make in India zielen auf die Öffnung strategischer Sektoren für ausländische Direktinvestitionen ab. Die Implementierung von one nation one tax für Güter und Dienstleistungen belebt das industrielle Wachstum“, ist er überzeugt.
Indiens Wirtschaft wächst
Tatsächlich wächst Indiens Wirtschaft, ebenso wie die Industrieproduktion. In der Werkzeugmaschinenindustrie steht das Land auf Platz 8 der weltweit größten Märkte mit einem Volumen von zuletzt 1,7 Mrd. Euro im Jahr 2016. Das entspricht einem Zuwachs von 11 Prozent in Euro gerechnet. Auch für 2017/2018 wird eine weitere moderate Ausweitung des Verbrauchs erwartet.
Indien importiert rd. 70 Prozent der benötigten Werkzeugmaschinen. 2016 hatten die Einfuhren einen Wert von rd. 1,2 Mrd. Euro.
Der EMO-India Day will insbesondere die Perspektiven der Anwenderbranchen Maschinenbau, Automobil- und Luftfahrtindustrie beleuchten. Dr. Andreas Wolf von Bosch Ltd. beispielsweise sieht Potenzial in der Automobilindustrie. „Ausgelöst durch die neue Gesetzgebung in Sachen Fahrzeugsicherheit und -emission wird es zu schneller Implementierung moderner Technologien kommen“, sagt er. Milind Madhav Shahane, Member Board of Directors Tata Advanced Materials Ltd., sieht große Chancen durch die wachsende Bedeutung von Privatunternehmen: „Seit der letzten Jahrhundertwende erlebt die indische Luftfahrtindustrie ein dynamisches Wachstum privatwirtschaftlich geführter Unternehmen, gestützt auf große Unternehmensgruppen und deren Enginering-Expertise.“ Nicht zuletzt deshalb hat United Grinding in Bangalore eine Niederlassung eröffnet und ein Technologiezentrum aufgebaut. „Dies ermöglicht uns, qualifizierte Versuche an Kundenkomponenten durchzuführen und realitätsnahes Training für Maschinenbediener anzubieten“, sagt C.R. Sudheendra, Pre-sident India Operations of United Grinding.
Indiens Regierung wirbt für Investitionen
Der EMO-India Day wird auch von der indischen Regierung flankiert. Zu Gast ist Shri N. Sivanand, Joint Secretary vom Department of Heavy Industry im Minstry of Heavy Industry & Public Enterprises. Er stellt die Regierungsinitiative zur Förderung der Verarbeitenden Industrie vor. Angekündigt haben sich sechs hochrangige indische Unternehmerdelegationen, die von verschiedenen Verbänden der Anwenderbranchen und vom VDMA-Verbindungsbüro in Kolkata organisiert und begleitet werden.
„Es freut uns ganz besonders, dass fast ausschließlich indische Referenten bzw. solche, die Indien aus eigener beruflicher Tätigkeit vor Ort bestens kennen, ihre Expertise am India Day präsentieren“, sagt Gerhard Hein, beim EMO-Veranstalter VDW Mitorganisator des India Day. „Daher erwarten wir eine spannende Veranstaltung, die allen Beteiligten außerordentlichen Mehrwert bietet.“